Unsere bisherigen Erfahrungen mit Hunden im Baltikum
2016 haben wir zum ersten Mal im Wohnmobil unsere Hunde mitgenommen ins Baltikum.
Anfängliche Skepsis, wie die Menschen in LT, LV und EE auf unsere Hunde reagieren würden, wurde schon auf der Fähre ad acta gelegt. Selbst die hartgesottensten LKW-Fahrer schmunzelten, wenn sie an unseren Hunden vorbeigingen. Einige streichelten sie sogar.
Dazu muss man wissen, dass die ortsansässigen Hunde im Baltikum zumindest auf dem Land immer noch überwiegend Hofhunde sind, die im Zwinger leben und/oder an der Kette angebunden sind. Hunde als Familienmitglieder hatten wir in den ersten beiden Sommern nur ein-, zweimal in den drei Ländern gesehen, inzwischen nimmt es langsam zu, allerdings überwiegend in den Städten. Für die meisten Menschen in LT, LV und EE sind die Hunde ‚Nutztiere‘ wie ihre Kuh, ihr Schwein oder ihre Hühner. Und diese Hunde sind auch nicht ganz ohne teilweise. Felix wurde im ersten Jahr in Estland trotz jahrzehntelanger eigener Hundeerfahrung von einem Bernhardiner im Beisein seines Herrchens auf seinem Hof richtig heftig gebissen mit Blut und allem… Deshalb sind wir davon ausgegangen, dass die Menschen dort verhalten auf unsere Hunde reagieren würden, zumal wir ja auch etliche Jahre unsere schwarze Labbihündin dabei hatten. Das Gegenteil war der Fall! Ich erinnere mich noch an eine Fahrradtour in Haapsalu, wo eine Mutter mit dem Arm auf unsere Hunde wies und ihren Kindern strahlend zurief: „Koerad! Koerad!“ was übersetzt „Hunde! Hunde!“ bedeutet. Unsere Hunde waren meistens eine Art ‚Attraktion‘. Auf dem Markt in Kärdla kam eine Marktbudenbesitzerin sogar extra rausgelaufen und wollte unsere Hunde tränken. Da sie so engagiert war, haben wir nicht gesagt, dass wir selbst etwas dabei hatten. Sie rannte mit einer ihrer Tonschalen aus ihrem Verkaufsangebot quer über den Markt um frisches Wasser zu holen und dies dann unseren Hunden daraus anzubieten. Wir waren ganz gerührt… und dann umringt von MarktbesucherInnen, die unsere Hunde bestaunten. So ähnlich erleben wir es seitdem überall im Baltikum mit unseren Hunden. Also, wenn sich Eure Hunde gut benehmen, ist es kein Problem sie mit ins Baltikum zu nehmen.
Was benötigt man für den Hund?
Die Hunde benötigen eine gültige Tollwutimpfung und einen EU-Heimtierausweis (gleichzeitig Impfpass) mit Chipnummer, d.h. sie müssen gechipt sein. Dies ist aber auch in Deutschland mittlerweile Pflicht. Diesen Heimtierausweis muss man nur auf Nachfrage vorlegen, ansonsten nur dabei haben. Wir wurden bisher nur zweimal danach gefragt auf allen Reisen – einmal bei der Ankunft am Zoll in Klaipeda und einmal bei der Einschiffung in Klaipeda. Zur Buchung der DFDS-Fähre muss man die Chipnummer des Hundes angeben. Bei STENA-Line erst am Hafen beim Check-In.
Den Hafen in Kiel schon im Blick ein völlig entspanntes Hunderudel…
Emma und Louis brav auf der Hundedecke auf dem Boden der Hundekabine…
Fähre Kiel – Klaipeda (DFDS) mit Hunden ist problemlos. Man bucht seine Fährüberfahrt allerdings am besten per Telefon bei DFDS, da es im I-Net noch keine direkte Möglichkeit für die Buchung einer ‚Hundekabine‘ gibt. Und es gibt nur ein paar dafür zugelassene Kabinen pro Überfahrt, also heisst es für den Sommer FRÜH buchen! Die Hunde dürfen auf den Aussendecks überall an der Leine laufen, ihr Geschäft machen und pinkeln, die BesitzerInnen müssen es dann nur wegmachen – was bei böigem Wind eine logistische Meisterleistung ist! 😉 Ansonsten dürfen die Hunde nur in der eigenen Kabine sein, nicht in Restaurants oder sonstwo drinnen.
Für unsere Hunde (ein Schisser, eine ganz junge Hündin und in den ersten drei Jahren auch noch unsere alte Hündin – alle drei vom Tierschutz) war die Fährüberfahrt hin und zurück kein Problem. Beim Geschäft haben sie alle drei auf der ersten Hinfahrt erstmal gewartet, ob nicht doch noch ein anderer Untergrund kommt. Als das nicht passierte, haben sie alles problemlos auf dem Oberdeck erledigt. Beim zweiten Mal lief alles von Anfang an noch unproblematischer, inzwischen kennen sie das Prozedere und haben sich gut drauf eingestellt. Ansonsten kann man seinen Hund ja vorher auch einfach den Tag hungern lassen, falls man Bedenken hat, dass er/sie unter diesen Bedingungen (blanker Eisenboden) nicht sein Geschäft machen kann. Psychisch hält sich der Stress wirklich in Grenzen für den Hund und ist absolut zumutbar.
UPDATE:
Wir haben seit 2020 nur noch zwei Hunde mit, da unsere alte Labbihündin im gesegneten Alter von 20 Jahren gestorben ist. Genau seit dem Jahr sind wohl auch nur noch zwei Hunde pro Kabine erlaubt, wie wir von Mitreisenden mit Hunden erfahren haben. Für drei und vier Hunde muss man eine zweite Kabine buchen, was das Ganze nochmal erheblich verteuert. Alternative bei STENA-Line Fähre Travemünde – Liepaja buchen, dort scheinen mehr Hunde pro Haustierkabine erlaubt zu sein.
UPDATE:
Ab 2024 gelten auf der DFDS-Fähre deutlich erhöhte Preise für eine Hundemitnahme. Deshalb ist für uns ab sofort die STENA-Line Fähre Travemünde-Liepaja die bessere Wahl. Es scheint, als ob die DFDS keine Hunde mehr auf der Fähre haben will???
Buchung für die STENA-Line ganz bequem am PC auch für HundebesitzerInnen möglich. Man kann wählen zwischen hundefreundlichen Zwei- und Vierbettkabinen als Innenkabinen oder mit Meeresblick. Alles ganz einfach!
Eine Überfahrt mit der STENA Flavia hatten wir bereits. Die Kabine war deutlich größer als bei DFDS, draussen gab es mehr Sitzgelegenheiten als auf den DFDS-Fähren und die Gäste können sich auf verschiedene Decks verteilen. Kostenloses wenngleich langsames W-LAN (schnelleres gegen Aufpreis) in der Kabine. Einziger Nachteil, es gibt feste Zeiten für das ‚Gassigehen‘, das hier auf dem obersten Autodeck stattfindet unter Bewachung durch ein Crewmitglied. Drei- bis viermal täglich, je nach Wochentag. Die Zeiten stehen in der Hundekabine an einer Infotafel. In einer Ecke steht ein Podest, auf das die Hunde wohl pinkeln und ihr Geschäft machen sollen. Unsere wollten das aber nicht. Vorteil des großen Decks, die Hunde können sich mehr ausweichen. Das ging auf der DFDS-Fähre aber auch oben auf dem Hubschrauberdeck. Alles in allem positives Fazit bisher. Wir bleiben auch zukünftig bei STENA.
Ansonsten ist eine Reise ins Baltikum für die Hunde ideal! Besonders für die Freisteher unter Euch, denn die Hunde können überall frei laufen – sofern sie nicht jagen und sofern kein Leinenzwang herrscht, was natürlich in Nationalparks und Naturschutzgebieten genauso vorgeschrieben ist wie hierzulande auch. Die Temperaturen im Sommer sind dort so um die angenehmen 25°C, für die Hunde also nicht zu heiß.
Vorsicht ist nur geboten bei Kreuzottern (in estnisch ‚rästik‘). Es gibt viele im gesamten Baltikum und wenn Hunde sich ihnen ungeschickt nähern oder an ihnen schnuppern wollen zB. im hohen Gras, können sie blitzschnell zubeißen. Das kann tödlich enden, wenn der Hund sehr klein ist oder wenn die Kreuzotter in den Hals gebissen hat oder wenn der Hund allergisch auf den Schlangenbiss reagiert. Da es kein Gegengift gibt für Hunde, kann der TA nur den Kreislauf stabilisieren und Schmerzmittel gegen die heftigen Schmerzen, die so ein Biss wohl im Hund auslöst, geben. In jedem Fall sollte der Hund unter tierärztlicher Aufsicht bleiben für eine gewisse Zeit.
Deshalb nach einem Biss sofort den Hund tragen (damit sich das Gift nicht im ganzen Körper verteilt) und schnellstmöglich den nächsten TA aufsuchen. Laut TÄ nicht versuchen Gift aus der Bisswunde zu saugen, einfach in Ruhe lassen. Die Bissstelle und alles drumherum schwillt extrem schnell und stark an und das hält auch noch ein paar Tage an. Der Hund wird apathisch, zittert… Bei uns hat es Louis in 2020 erwischt. Gottseidank sind wir gleich in die uns bereits bekannte Tierklinik (auf estnisch ‚Loomakliinik‘) in Kuressaare auf Saaremaa gefahren. Dort hing er vier Stunden am Tropf und brauchte weitere drei Tage, um wieder richtig fit zu werden. Aber er hat es geschafft und wir waren und sind sehr glücklich darüber!!!
Da wir zwei Jahre zuvor einen anderen Notfall mit unserer uralten Labbihündin ‚Emma‘ hatten, habe ich im Netz nach einer TA-App gesucht für LT, LV und EE. Ich fand auch jeweils eine, die ich aber leider jetzt nicht mehr weiß. Ich reiche sie an dieser Stelle demnächst als Links nach. Einfach nochmal reinschauen… 😉
Mehrkosten für die Mitnahme unserer Hunde haben wir bisher (ausser TA-Kosten ausser der Reihe) nur bei jeder Fährüberfahrt (€ 30,-/Hund) und bisher nur auf einem einzigen noch dazu hundeunfreundlichen CP in Ventaine (Vente, LT) bezahlen müssen. Auf den meisten CP kosten die Hunde nichts extra. Ab 2024 kosten die Hundekabinen auf der DFDS-Fähre deutlich mehr (s.u.).
Es spricht also insgesamt nichts dagegen, Eure Hunde mitzunehmen!
14 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Danke für die Info! Wir planen nämlich eine Womo-Tour im August, aber ohne Hunde wäre es für uns kein Urlaub. Ein toller Bericht!
Hallo Ulla Schröder,
danke für Ihren netten Kommentar!
Wir hoffen, Sie haben/hatten eine schöne Tour mit Ihren Hunden ins Baltikum?!
Herzlichen Gruß von der zwei- und vierbeinigen Trevor-Crew
Sehr hilfreicher Bericht, vielen Dank! Wir haben eine Hundekabine für und und Diabolo gebucht und bin nun etwas relaxter hinsichtlich der Unterbringung und Pinkel/Kack Aktionen…. Ok, wir schippern zu zweit mit Diabolo (32 kg, Schottischer Jagdhund) an 26.8. nach Klaipeda. Bei allen Buchungen bei Booking.com haben wir Hunde/Tiere eingegeben, nun hoffe ich, dass die Gastgeber auch dazu stehen, wenn wir zu dritt anreisen…. naja, wir haben 2Häuser am Strsnd in Litauen und Lettland und je ein großes Apartment in Riga und Kaunas, sowie ein Haus bei Warschau auf der Rückfahrt….. wird schon alles klappen. Letztes Jahr haben wir ne Rundreise Maduren, Ostsee 3500km mit Diabolo gemacht, hat alles suuuper geklappt. Mal sehen wie es klappt. Nochmals Danke! Viele Grüße aus Bernburg/Anhalt!
Das freut uns zu hören. Wir sind gerade wieder nach Hause gekommen. Lief alles wie immer problemlos mit der Fähre und in Eesti sowieso… 😉
Viel Spaß in LT und LV mit Diabolo!
Und eine angenehme Fährüberfahrt!
Hundepass nicht vergessen. Wir sind dieses Jahr zum ersten Mal überhaupt bei der Ausreise kontrolliert worden.😏
Head aega, die Trevor-Crew
Toller Bericht, herzlichen Dank!
Wisst ihr ob die Hunde mit ins Restaurant dürfen? Habt ihr da irgendwelche Erfahrung gemacht? Und wie ist es an den Stränden – Hunde erlaubt?
Tere Sandra,
wir gehen sehr selten essen, haben unsere Hunde – je nach Wetterlage – dabei oder sie bleiben im Womo. In jedem Fall war es in all den Jahren bisher kein Problem.
Auch an den Stränden, an denen wir waren gab es nirgendwo ein Hundeverbot. Selbstverständlich haben wir immer unsere schwarzen Beutelchen dabei und haben unsere Hunde an der Leine bei Begegnungen mit anderen… so bleibt uns dieses Privileg in LT, LV und EE hoffentlich noch lange erhalten! Euch eine tolle Zeit im Baltikum mit Euren Hunden!
Hallo,
Schön, wenn man Jemanden fragen kann…
Ich habe nun immer gelesen,dass Estland eine jänrliche Tollwutimpfung fordert. Litauen und Lettland haben sich an die EU Vorgaben, was heisst, die Empfehlung des Herstellers… angelehnt. Wie habt ihr das gehandhabt ?
Hallo Micael,
es gelten in der ganzen EU dieselben Richtlinien. Mir ist nichts bekannt, dass es in Eesti anders sein soll. Wir wurden in all den letzten Jahren noch nie in Eesti kontrolliert. Wir waren einmal mit unserer alten Hündin in der Tierklinik, die haben nichts davon gesagt, dass wir eine jährliche Tollwutimpfung brauchen???
Die Impfbedingungen haben sich aber ja sowieso ein bisschen geändert. Man muss nicht mehr zum Stichtag ganz genau impfen lassen, aber die letzte Tollwutimpfung (ca. dreijährlicher Rhythmus) muss mindestens 30 Tage alt sein, bevor man in ein anderes EU-Land einreist. Das hat uns zumindest unsere TA-Praxis erklärt. Fragt vielleicht zur Sicherheit Eure TÄ auch nochmal?
Euch eine wunderschöne Reise mit Hund(en) ins Baltikum!🙂
Anne von der Trevor-Crew
Kann mir bitte jemand die Frage beantworten, wie es mit Hund (Cairn Terrier) in Restaurants ist? Ich meine nicht die hochwertigen Edelrestaurants, sondern einfache Gasthäuser/Kneipen. Kann ich eine Unterkunft finden mit ihm oder muß ich alles vorbuchen?
Danke für Eure Hilfe!
Lothar & Karhu
Tere Lothar,
Hund mitnehmen in Gasthäuser ist kein Problem. Auch nicht eine Unterkunft zu finden. Empfehlenswert zB. Campingplätze. Die haben immer auch Hütten zu vermieten, wo Mitnahme von Hund kein Problem darstellen dürfte. Landgasthöfe wie bei uns gibt es im Baltikum kaum. Feiern und Urlaub findet alles auf CP statt. Die haben dafür auch viel mehr Ausstattung als bei uns, nämlich neben den besagten Holzhütten manchmal sogar richtige Gästezimmer. Ob da aber immer Hund erlaubt ist, weiß ich nicht. In den Hütten ist es aber sicher überall problemlos möglich.
Wenn Du weißt, wo Du wann sein willst, schadet in der Hauptsaison (Juli und August) Hütte vorbuchen auf jeden Fall nicht. Sie sind von den Einheimischen immer heiß begehrt und deshalb auch schnell am WE zumindest mal ausgebucht.
Viel Spaß im Baltikum!
Danke für eure Informationen, die uns Mut machen. Aber: Durftet Ihr mit drei Hunden in eine Doppelkabine? Unser Versuch (gleiche Überfahrt) scheiterte, da es offiziell hieß „Zwei Hunde pro Doppelkabine außen“. Unabhängig von Größe und Rasse. In unserem Fall vier Leichtgewichte. Whippets erheblich unter je 20 kg. Eine Fahrt sollte so über 800 EU kosten!!! (One Way). Waren die wiederholten Auskünfte falsch oder haben sich die Bedingungen geändert? Habt Ihr diesbezüglich einen Rat? Danke und sicher werdet Ihr auch in diesem Jahr eine spannende Tour unternehmen.
Tere Günther,
wir haben in den letzten Jahren jeweils einen Hund bei Abfahrt nachgemeldet. Da wurde uns nie gesagt, dass das nicht ginge??? Ja, teuer ist die Überfahrt mit vielen Hunden. Und was habt Ihr jetzt vor?
Hallo, vielen Dank für die zahlreichen Infos zum Reisen mit Hund im Baltikum.
In ein paar Wochen werden auch wir mit unserem kleinen (9kg) Mischlingsopa. Von Kiel nach Klaipeda übersetzen. Wir mussten bei der Buchung keine Chipnummer angeben. Vielleicht ist das nur so, wenn man mehrere Hunde mitführt.
Wir haben ein Zelt dabei und planen ggf. mal wild zu campen. Ich mache mir ein wenig Sorgen, ob wir dabei Bärenkontakt fürchten müssen. Hast du oder jemand anderes Erfahrung damit?
Liebe Grüße aus Köln
Hallo Andrea,
danke.
Nein, Ihr braucht keine Angst wegen Bären beim Zelten zu haben. Wenn Ihr nicht gerade im Nordosten Estlands zelten, aber selbst da sind die Bären so scheu…
Was man allerdings tunlichst insgesamt vermeiden sollte, Lebensmittel draußen oder auch im Zelt zu lagern, wenn es anders geht. Für die Wanderer und Fahrradtourer geht es nicht anders, aber Ihr reist ja mit Auto, da könnt Ihr sie ja gut dort lagern. Es zieht sonst schon mal den ein oder anderen ‚wilden Gesellen‘ (Fuchs, Marderhund, etc.) an.
Wir wünschen Euch eine wundervolle Reise! Das Wetter ist wie jedes Jahr fantastisch!
Head reisi!